Pille / Orales Kontrazeptivum

Der Begriff “Die Pille” ist in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Wissenschaftlich nennt man die Pille “Orales Kontrazeptivum” (oral: durch den Mund verabreicht; Kontrazeptivum: Mittel zur Empfängnisverhütung).Die meisten Pillen sind Kombinationspräparate, welche ein Östrogen und ein Gestagen enthalten. Es gibt aber auch die Minipille, die nur ein Gestagen enthält.

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Dr. med. Jürgen M. Maßling

Facharzt für Frauenheilkunde

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Kombinationspräparate

Kombinationspräparate sind üblicherweise in Kalenderpackungen mit 21 Dragees erhältlich. Nach der täglichen Einnahme eines Dragees über 21 Tage folgt ein einnahmefreies Intervall, in welchem eine Blutung auftritt. Es besteht die Möglichkeit, statt des einnahmefreien Intervalls 7 Tage lang hormonfreie Dragees (sogenannte Placebos) zu nehmen. So kann die regelmäßige Einnahme (“Tag für Tag ein Dragee”) sichergestellt werden.

Die Pille konnte seit der Markteinführung im Jahre 1961 in ihrer Hormondosis stark reduziert werden (vor allem in der Östrogendosierung). Als Mikropillen werden besonders niedrig dosierte Präparate mit weniger als 0,05 mg Östrogen bezeichnet.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Östrogen und Gestagen miteinander zu kombinieren. Bei Einphasenpräparaten werden Östrogen und Gestagen in der Einnahmezeit gleichbleibend dosiert. Daneben gibt es verschiedene Stufenvarianten, bei denen die Dosierungen sich während des Einnahmezyklus ändern.

Die Wirkungsweise der Pille

Der wichtigste Wirkungsmechanismus der Pille ist die Unterdrückung des Eisprungs (Ovulation). Kombinationspräparate werden deshalb auch Ovulationshemmer genannt.

Diese Wirkung wird durch die Sexualhormone in der Pille hervorgerufen. Die Sexualhormone gelangen über den Blutkreislauf zu Hypothalamus und Hypophyse und signalisieren, dass keine weitere Hormonproduktion erforderlich ist.

Die Hypophyse reduziert daraufhin die Bildung von FSH, dem Follikel stimulierenden Hormon. So werden das Wachstum der Eibläschen und auch die körpereigene Östrogenproduktion weitgehend gehemmt. Durch die gleichmäßigen Östrogenspiegel bei Pilleneinnahme fehlt für die Hypophyse das Signal, zur Zyklusmitte hin große Mengen an LH auszuschütten – das Hormon, das im natürlichen Menstruationszyklus den Eisprung auslöst. Der Eisprung wird so verhindert. Ohne Eisprung steht keine befruchtungsfähige Eizelle zur Verfügung und eine Empfängnis ist nicht möglich.

Die Pille hat noch zwei weitere Effekte die einer Empfängnis entgegenwirken:

  • Sie hemmt die Entwicklung der Gebärmutterschleimhaut. Diese wächst weniger hoch und hat eine Beschaffenheit, die die Einnistung einer Eizelle nicht ermöglicht.
  • Weiterhin bewirkt das Gestagen in der Pille, dass der Schleimpfropf im Gebärmutterhals seine zähe Beschaffenheit behält und für Spermien undurchdringlich ist. Der äußere Muttermund und der Gebärmutterkanal bleiben eng gestellt.

Risiken und Nebenwirkungen der Pille

Die Pille ist ein hochwirksames Arzneimittel, das Nebenwirkungen haben kann. Zur Orientierung finden Sie nachfolgend allgemeine Informationen zu Nebenwirkungen und Risiken der Kombinationspille. Verbindlich sind jedoch immer die Produktinformationen Ihres konkreten Präparats.

Vor der Verschreibung der Pille nimmt der Arzt eine Nutzen-Risiko-Abwägung vor, d.h. dem Nutzen der Pille (zuverlässige Empfängnisverhütung, günstige Begleitwirkungen) werden mögliche Risiken gegenübergestellt. In die Überlegungen werden der Gesundheitszustand der Frau, ihre Krankengeschichte, ihre Lebensgewohnheiten und ihr Alter einbezogen.

Mögliche Nebenwirkungen müssen immer auch im Vergleich zu den oftmals großen Problemen einer unerwünschten Schwangerschaft oder den Risiken eines Schwangerschaftsabbruchs gesehen werden. Es gibt Anwendungseinschränkungen für hormonale Mittel zur Empfängnisverhütung. Dies sind medizinische Gründe (Kontraindikationen), die die Einnahme der Pille verbieten oder gesundheitliche Zustände, die eine besondere ärztliche Überwachung erfordern.

Allgemein kann man sagen, dass die modernen Mikropillen im Allgemeinen gut verträglich sind. Zu Beginn der Einnahme kann es zu leichten Beschwerden wie Übelkeit, Kopfschmerzen oder einem Spannungsgefühl in den Brüsten kommen. Meistens verlieren sich diese Symptome nach wenigen Einnahmezyklen. Unregelmässige Blutungen (Schmier- bzw. Durchbruchsblutungen) treten gelegentlich auf. Sie kommen ebenfalls vor allem zu Beginn der Einnahme vor und verschwinden im Allgemeinen nach einigen Monaten. Bei länger andauernden Blutungsunregelmässigkeiten oder dem Ausbleiben der Blutung im einnahmefreien Intervall sollten Sie den Arzt/Ärztin aufsuchen.

Ernsthafte Nebenwirkungen der Pille sind selten. Besonders oft werden Fragen zum Zusammenhang zwischen der Pilleneinnahme und dem Auftreten von Thrombose, Brustkrebs und Gebärmutterkrebs gestellt.

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Pille und Thrombose

Bei einer Thrombose bildet sich ein Blutgerinnsel, das Blutgefässe verstopfen kann.

Thrombosen können in den Beinvenen (tiefe Beinvenenthrombose) entstehen. Teile des Blutgerinnsels können sich ablösen und über die Blutbahn in die Lunge gelangen, wo sie durch Verschluss von Lungenblutgefässen einen Lungeninfarkt auslösen können. Tiefe Beinvenenthrombosen sind Ereignisse, die auch dann auftreten können, wenn Sie nicht hormonal verhüten, so z.B. auch in der Schwangerschaft. Das Risiko der Entstehung einer tiefen Beinvenenthrombose ist bei Einnahme der Pille etwas höher, als bei Nichtanwendung, aber geringer als in der Schwangerschaft.

Blutgerinnsel können auch in den Blutgefässen des Herzens (Herzinfarkt) oder des Gehirns (Schlaganfall) auftreten. Insgesamt sind solche Ereignisse jedoch selten. Das Risiko von Gefässerkrankungen wird allgemein mit zunehmendem Lebensalter größer. Besonders hoch ist es bei Rauchern.

Allgemein gilt: Bei Frauen, die die Pille nehmen möchten, müssen die individuellen Risikofaktoren sehr genau beachtet werden. Gegebenenfalls muss eine andere Methode der Empfängnisverhütung empfohlen werden. Frauen, die die Pille nehmen wollen, sollten aufhören zu rauchen, insbesondere wenn sie alter als 35 Jahre sind.

Brustkrebs durch Pille?

Zur Frage des Zusammenhanges zwischen der Einnahme der Pille und dem Entstehen von Brustkrebs liegt eine Vielzahl von Studien vor. Die Ergebnisse der Studien sind unterschiedlich.

Es gibt Studien, die keinen Zusammenhang zwischen Pilleneinnahme und Brustkrebs zeigen. In anderen Studien wurde bei Frauen, die die Pille nehmen, Brustkrebs geringfügig öfter festgestellt, als bei Frauen gleichen Alters, die die Pille nicht nehmen. 10 Jahre nach Absetzen der Pille besteht allerdings kein Unterschied mehr. Es ist nicht bekannt, ob die Pille den Unterschied verursacht.

Frauen, die die Pille einnehmen, gehen im Allgemeinen öfter zum Arzt/Ärztin, als Nichtnehmerinnen. Daher ist die Chance, einen Brustkrebs zu entdecken, bei Pillennehmerinnen größer. Da Brustkrebs bei Pillennehmerinnen meist früher entdeckt wird, ist er kleiner und hat seltener Metastasen (Tochtergeschwülste) als bei Frauen, die die Pille nicht nehmen. Dies wiederum erhöht die Heilungschancen ganz deutlich.

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Gebärmutterkrebs durch Pille?

Bei Pillennehmerinnen wird etwas häufiger Gebärmutterhalskrebs gefunden. Dies muss nicht durch die Pille bedingt sein, sondern kann mit anderen Faktoren, vor allem bestimmten Virusinfektionen, im Zusammenhang stehen. Frauen, die die Pille nehmen, haben meist ein aktiveres Sexualverhalten und damit ein erhöhtes Infektionsrisiko. Das Infektionsrisiko ist besonders hoch, wenn die Sexualpartner häufig gewechselt werden. Außerdem werden bei Pillennehmerinnen meistens regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt, die zu einer häufigeren und frühzeitigen Diagnose des Gebärmutterhalskrebses führen. Man weiß daher nicht, ob der Krebs wirklich häufiger auftritt oder nur seltener übersehen wird.

In seltenen Fällen sind unter Anwendung hormonaler Wirkstoffe gutartige, noch seltener bösartige Veränderungen an der Leber beobachtet worden, die zu inneren Blutungen führen und das Absetzen des Präparates erforderlich machen können. Deshalb ist Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin zu informieren, wenn ungewohnte Oberbauchbeschwerden auftreten, die nicht von selbst in kurzer Zeit vorübergehen.

Krebs der Gebärmutterschleimhaut tritt bei Pillennehmerinnen deutlich seltener auf, als bei Frauen, die die Pille nicht nehmen. Es scheint derzeit erwiesen, dass die Pille das Risiko an Krebs der Gebärmutterschleimhaut zu erkranken um 50 bis 60 Prozent verringert.

Grundsätzlich gilt

Schon die Vorstadien vieler Krebserkrankungen sind erkennbar und können gut behandelt werden. Regelmäßige gynäkologische Untersuchungen sind daher wichtig. Selteneres Auftreten von Krebs des Eierstocks und der Gebärmutterschleimhaut bei Pilleneinnahme.

Der Krebs des Eierstocks wird heute vor allem in engem Zusammenhang mit der Ovulation gesehen, da die Oberfläche des Eierstocks verletzt wird, wenn die reife Eizelle den Eierstock verlässt. Die Ovulationshemmung durch die Pille wird daher als eine Schutzwirkung betrachtet.

Auch Krebs der Gebärmutterschleimhaut tritt unter der Wirkung der Pille seltener auf. Diese Schutzwirkung beruht wahrscheinlich darauf, dass das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut bei Pilleneinnahme reduziert wird.

Selteneres Auftreten gutartiger Brusttumore bei Pilleneinnahme

Unter der Einnahme der Pille wurde ein Rückgang des Auftretens gutartiger Brusttumore beobachtet. Schon die Östrogen-Gestagen-Schwankungen im Menstruationszyklus stellen eine Belastung des Drüsengewebes dar. Durch die Konstanz der Sexualhormonspiegel bei der Einnahme der Pille unterbleibt die zyklische Veränderung des Brustdrüsengewebes.

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Wir sind gerne für Sie da.